Für diesen Blogbeitrag habe ich einen ganz besonderen Interviewpartner, den ich schon sehr lange kenne. Wir sind zusammen zur Grundschule gegangen und haben für kurze Zeit im selben Stadtteil gewohnt. Wenn wir uns in der Stadt oder auf einer Feier wiedersehen, ist die Freude immer groß. Florian macht viel für Holzminden und hat ganz tolle Ideen. Aber lest selbst, was er zu sagen hat.

 

HolzmindenLiebe: „Wer bist du? Stell dich kurz vor.“

Florian Niemeyer: „Ich heiße Florian Niemeyer, bin 19 Jahre alt und Holzmindener, der jetzt die Heimat für ein paar Jahre verlässt, um in Hildesheim Lehramt zu studieren. Allzu weit konnte ich mich nicht von Holzminden trennen.“

 

HolzmindenLiebe: „Schön, dass du in der Nähe bleibst. Was ist denn HolzmindenLiebe für dich?“

Florian Niemeyer: „HolzmindenLiebe ist für mich besonders Kindheit.

Wenn ich an Holzminden und Liebe denke, denke ich wie gut behütet ich hier aufgewachsen bin. Klar ist Holzminden eine (Klein-)Stadt, die aber besonders in der “Südstadt” wie ein größeres Dorf wirkt. Felder, Apfelwege, Bauernhöfe, Hühner in der Nachbarschaft (ja ich meine die Tiere :)), Kinder, die man kennt und mit denen man bis zum Einbruch der Dunkelheit lange spielt. Selbst der Kindergarten ist gleich um die Ecke. Jeder kennt jeden und falls man sich mal verläuft, wird man wohlbehütet nach Hause gebracht. Da spreche ich aus eigener Erfahrung ;).

Aber nicht nur bei mir in der Gegend kennt man sich. In der Innenstadt, in Altendorf und in der Bülte, kennen sich fast alle untereinander. Das macht Holzminden für mich so LIEBEnswert.“

 

HolzmindenLiebe: „Ich weiß, dass du sehr engagiert bist. Was genau tust du für Holzminden?“

Florian Niemeyer: „Ich war damals in der Realschule lange Klassensprecher und im letzten Schuljahr Schulsprecher. Dort habe ich immer versucht neue Ideen in das Schulleben zu integrieren, wie das Schüler-Lehrer Duell, damit Schüler und Lehrer zusammen Spaß haben können, fernab vom Unterricht. Ich war auch ein paar Mal bei Diskussionen zum berühmten Schulringtausch dabei, um für die besten Ideen (auch im Sinne des Campes) zu kämpfen. Bis vor kurzem habe ich an der BBS versucht den Abi-Jahrgang zusammen zu halten, damit wir uns an eine schöne Abizeit in Holzminden zurück erinnern können. Dort stand der Fokus für den Abiball im Vordergrund, der für viele im Sommer als DAS Ereignis in Holzminden dargestellt wird, der aber leider wegen Corona ausfallen musste.

Was zu meiner Kindheit auch dazu gehört, war die Thomaskirche in Holzminden. Dort habe ich an vielen Angeboten für Kinder teilgenommen. Die Kirche hat mich bis heute sehr geprägt, denn ich mache dort bei der KinderKirche als Teamer mit und auch bei der Ferienbetreuung, die jedes Jahr als Ausweitungsort der städtischen Ferienbetreuung angeboten wird. Dazu kommt, dass ich seit Ostern 2019 Lektor bin und in der Gemeinde regelmäßig Gottesdienste halte. Hier versuche ich besonders durch neue Modelle, wie Preaching Slams, frischen Wind in die Gemeinde zu bringen. Wie man merkt, sind mir Kinder und Jugendliche besonders wichtig, weshalb ich seit 2018 wöchentlich montags, mittwochs und donnerstags Kindern bei Hausaufgaben helfe, mit ihnen lerne und Spaß habe. Bei dieser Lernbörse, unter der Aufsicht des DRK, können überwiegend Kinder mit Migrationshintergründen oder Kinder in besonderen Verhältnissen kostenlos die Hilfe beanspruchen. Gefördert wird das Projekt durch Spenden und bis letztem Schuljahr von der „Aktion Mensch“. Ein super Projekt, das lange bestehen bleiben soll und muss!

Und seit 2019 bin ich auch bei FridaysforFuture hier in Holzminden aktiv. Meine Aufgaben sind, zusammen mit anderen Schülern vom Campe, LSH und der BBS, gemeinsam Aktionen zu planen und durchzuführen. Unterstützung bei der Planung und bei den Demonstrationen bekommen wir durch die Verkehrsinitiative Holzminden und dem NaBu. Zurzeit protestieren wir für ein besseres Verkehrsnetz für Fahrräder, Busse und Bahnen in Holzminden. Mal gucken, wie erfolgreich wir werden, da nicht so viele Politiker Interesse an unseren Demonstrationen zeigen. Das finde ich sehr schade, da wir hier ein ernstes Anliegen haben, damit Holzminden ein Stück Fahrrad- und Umweltfreundlicher wird.

Kurzum: Ich versuche immer wieder neue Ideen mit einzubringen.“

 

HolzmindenLiebe: „Du setzt dich echt für Holzminden ein und versuchst was zu bewegen. Toll! Was liebst du denn so an Holzminden?“

Florian Niemeyer: „Ich liebe an Holzminden die Menschen. Menschen, die zu Freunden werden- sogar zu Freunden fürs Leben. Sehr gute und beste Freunde, aber auch Freunde, die einfach Freunde sind, die hier und da wohnen, ihre eigenen Wege gehen und nicht viel Kontakt zueinander haben. Aber wenn sie wieder in Holzminden sind fühlt es sich einfach gut an. Oder Svenja?“

 

HolzmindenLiebe: „Da stimme ich dir total zu. Wenn wir uns wiedersehen, haben wie immer viel zu erzählen. Was liebst du noch?“

Florian Niemeyer: „Auch durch Freundschaften kann man in Holzminden wieder neue Freunde kennen lernen, die vielleicht vorher nur Bekannte waren. Das geht hier ganz schnell. Das liebe ich wirklich sehr.

An Holzminden liebe ich aber auch die Landschaft, die Region und die Lage.

Holzminden an der Weser, Holzminden am Solling, Holzminden im Weserbergland, Holzminden die Ackerbürgerstadt und Holzminden an der Märchenstraße. Ich glaube diese Aufzählung beschreibt ganz gut, wie abwechslungsreich es hier ist. Wasser, Wald, Felder, Sagen und Türme. Holzminden hat viele Angebote, die man individuell umsetzen kann. Sei es hier Kanu, Kajak, Schlauchboot, Ruderboot oder Motorboot zu fahren oder GeoCaching, Wandern, Baumhäuser bauen oder Mountainbiken im Solling. Sonnenuntergänge in schöner Landschaft genießen, die von Bergen und Feldern durchzogen sind. Oder ein paar Märchen und Sagen aus der Region hören, wenn man gerade unter dem Kaiser Wilhelm Turm im Stadtpark sitzt. Das liebe ich auch wirklich sehr an Holzminden.

Was für den einen Fluch ist, ist für mich Segen. Ich liebe es (fast immer), dass wir eine ganze Stunde zur Autobahn fahren müssen, egal in welche Himmelsrichtung. So können wir hier echt gut ohne Autolärm schlafen und der Natur geht es gleich doppelt so gut. Wenn man das Fenster auf macht und es nach Symrise riecht, ist das auch Holzminden wie ich es liebe. Besonders im Herbst, wenn es nach Zwiebeln oder nach Vanille riecht, weiß ich, ich bin zuhause und hier fühle ich mich echt wohl. Mit dem Geruch können allerdings nicht gleich alle an Liebe denken. Ich umso mehr :).

Holzminden hat alles was man im Leben braucht. Von vielen Supermärkten in der Bülte, über ein paar Bekleidungsgeschäfte, einen Stadtpark, jede Menge Spielplätze, bis hin zu guten Möglichkeiten seine Freunde abends in den vielen kleinen Gaststätten zu treffen. Es gibt auch viele Veranstaltungen, die die Holzmindener auf die Beine stellen. Die Großen, wie zum Beispiel das Straßentheater oder das Schützenfest, und die vielen Kleineren mit den besonderen Markttagen im Sommer. Hier wurde besonders in den letzten Jahren viel getan, was sehr schön ist.

Natürlich darf man auch nicht den Weihnachtsmarkt mit der Eisbahn vergessen, der für viele, auch außerhalb von Holzminden, der Anziehungspunkt in der Weihnachtszeit ist.

Und zum Schluss muss man sagen, dass Holzminden auch ein guter Wirtschaftsstandort ist, da hier sehr gute Firmen ansässig sind. Dadurch läuft hier viel internationales Publikum herum. Das macht Holzminden auch noch einmal spannender.“

 

HolzmindenLiebe: „Was sind deine Ideen und Verbesserungsvorschläge?“

Florian Niemeyer: „Ich wäre ja nicht ich, wenn ich keine Ideen hätte.

Meine Ideen wären zunächst Holzminden attraktiver zu präsentieren. Nicht nur beim Tourismus, sondern auch bei den Bürger*innen. Viele sehen Holzminden als verschlafen und langweilig. Da wurde schon ein bisschen gegen gearbeitet, wie mit dem Marktsommer und den Streetfood-Märkten. Speziell in der kalten Jahreszeit sind die Angebote bis auf den Weihnachtsmarkt aber sehr gering. Der Weihnachtsmarkt könnte auch ein wenig größer sein und abgesehen vom Standort am Markt, im unteren Teil der Oberen Straße stattfinden. Meine Idee: Neben den vier Wochen am Marktplatz könnte man im ausgestorbenen Teil der Oberen Straße eine Woche lang eine Art Handwerkermarkt mit Spezialitäten anbieten. So wird der Markt größer, hat neben “Fressbuden” auch etwas anderes zu bieten und zieht somit eventuell auch einige Menschen von nah und fern an.

Für den Einzelhandel können Konzepte entwickelt werden, die ermutigen sollen, dass sich auch kleinere Geschäfte mit wenig Kapital nach Holzminden trauen. So kann man die Kaufkraft eventuell steigern und die Innenstadt beleben. Meine Idee, die mir dazu gerade einfällt: den neuen Geschäften in den ersten drei Monaten eine mietfreie Zeit gewähren.

Die öffentlichen Plätze sollten besser gepflegt und attraktiver gestaltet werden, so wie die Teichenanlagen oder den Stadtpark. Außerdem müssen dringend die alten Gleise am Weserkai entfernt werden, weil ich dort regelmäßig im Sommer beobachten konnte, dass dort Fahrradtouristen hingefallen sind und einige Platzwunden davongetragen haben.

Die Politik sollte sich um die Belange der Bürger*innen kümmern und die Probleme/Anliegen/Wünsche ausführlich diskutieren beziehungsweise ernstnehmen und Projekte fördern oder ins Leben rufen. Ich sage ja immer scherzhaft: wenn ich erstmal Lehramt studiert habe, arbeite ich ein paar Jahre als Lehrer, werde Schulleiter und dann irgendwann Bürgermeister. Ich glaube da kann ich dann bestimmt einige Ideen umsetzen :).

Aber jetzt ernsthaft. Holzminden muss hinhören, hinsehen und handeln. Das Potenzial der Kreisstadt ist da und es muss zu zumindest mit 90% ausgeschöpft werden, damit man auch in den nächsten Jahrzehnten gerne sagen kann: “Holzminden-eine-Liebe”.“

 

HolzmindenLiebe: „Zum Schluss noch: Was ist dein Lieblingsort in Holzminden?“

Florian Niemeyer: „Mein Lieblingsort in Holzminden ist beim Stadtpark am Kaiser Wilhelm Turm auf den Feldern. Dort kann man auf die gesamte Stadt blicken und gleichzeitig die Natur sehen, die Holzminden ausmacht: Weser, Wald und Felder.“

 

Florian Niemeyer: „Danke für das “Interview” und danke, dass du dir so viel Mühe machst. Man merkt du hast HolzmindenLiebe im Blut. Viel Erfolg weiterhin.“

 

HolzmindenLiebe: „Ich bedanke mich auch für deine Zeit und Mühe. Du hast ganz tolle Einblicke in unsere liebenswerte Stadt gegeben und wichtige Elemente hervorgehoben.“

Foto: Florian Niemeyer