Das Internationale Straßentheater Festival existiert seit 1991 und feiert nächstes Jahr somit 30-jähriges Jubiläum. Mit dem Straßentheater kommen internationale und nationale Gruppen nach Holzminden, um an mehreren Tagen ihr Programm vorzuführen. Meistens sind es Shows mit Akrobatik, Theater, Comedy, Geschichten und Tanz, die durch aufwendige Licht- und Soundinstallationen unterstützt werden. Für die kleinen Festival-Besucher gibt es ein Kinder-Programm mit vielen tollen Attraktionen. Somit ist das Straßentheater für Jung und Alt. Das Straßentheater wird alle zwei Jahre zu Pfingsten in Holzminden durchgeführt. Alle sind dann im Straßentheater-Fieber und genießen die Kunst und den Trubel in der kleinen Stadt. Die Straßen werden kurzerhand zu Bühnen und die Besucher kommen zusammen, um gemeinsam das Festival zu genießen.

Unter dem Motto „umsonst und draußen“, verfolgen die Projektleiterin Heike Leupold und ihr Team, das Konzept des Straßentheaters. Leupold beschreibt das Straßentheater als „niederschwellige Kultur im öffentlichen Raum“. Im Jahr 2019 übernahm Leupold die Projektleitung von Martina Kästner und führte ihre Arbeit weiter. Das Konzept von einem kostenlosen und draußen stattfindenden Festival im öffentlichen Raum wird weiter angestrebt. Kultur könne so direkt erfahren werden, sei Leupold der Meinung. Außerdem werde das Theater nähergebracht und die Meinung weitergebildet.

Hochprofessionelle Gruppen finden sich dann um Pfingsten in der Kreisstadt zusammen. Zu mehreren Zeiten und an verschiedenen Plätzen führen die Künstler ihr Können vor. Vorab und während des Festival dient der Programmflyer zur Information und Orientierung. Dabei können die Besucher die Programme durchlesen und letztendlich ihr Programm selbst zusammenstellen. Falls es einmal nicht das Richtige ist, kann der Besucher einfach wieder gehen und einen anderen Auftritt besuchen. Es ist ja alles kostenlos, unverbindlich und ohne Tickets. Aus diesen Gründen ist das Festival unteranderem auf Förderungen und Sponsoren sowie den Fanartikelverkauf angewiesen.

Zu jedem Festival kommen nach Aussagen der Polizei 40.000 Besucher. Die Hotels und Pensionen in Holzminden sind in dieser Zeit ausgebucht. Heike Leupold ist mit diesen Zahlen und dem Feedback der letzten Jahre mehr als zufrieden. Das Interesse noch größer zu werden, stehe dabei aber nicht im Fokus, denn Holzminden platze zum Straßentheater aus allen Nähten, erklärte die Projektleiterin. Für viele ist das Straßentheater ein Grund das Weserbergland zu besuchen und in die Heimat zurückzukehren. Während des Straßentheaters profitiert die ganze Stadt davon. Die Innenstadt ist belebt, die Restaurants sind voll und der Tourismus boomt. Am letzten Abend des Straßentheaters werden die Publikumspreise in den Kategorien „Mobiles Straßentheater“ und „Großes Open-Air Theater“ auf dem Marktplatz verliehen. v.l. Nicole Ruppert (Künstlerische Leitung), m. Heike Leupold und r. Bürgermeister Jürgen Daul bei der Preisverleihung

Manchmal gibt es auch Gruppen, die auf die Interaktion des Publikums sowie von weiteren helfenden Händen angewiesen sind. Hierfür sucht die Projektleitung im Vorhinein helfende Hände, die zum Beispiel beim Equipment tragen helfen oder sogar ein Teil der Show werden. Ich durfte 2015 und 2017 Teil des Straßentheaters werden. 2015 wurden mit der Gruppe Artonik zwei Tänze aufgeführt, die mit einem Holi-Festival abgeschlossen wurden. Zwei Jahre später habe ich in einem Walking-Act mitgewirkt, wo wir mit außergewöhnlichen Gegenständen und akrobatischen Choreografien durch die Stadt zogen. Bei solchen Mitmachmöglichkeiten proben die unterschiedlichsten Menschen die Show ein und freuen sich zusammen das Erlernte mit der professionellen Gruppe aufzuführen.

Die Gruppen nehmen das Straßentheater als Leuchtturm wahr und erwähnen ihren Auftritt mit viel stolz in ihrer Vita, so Leupold. Das Straßentheater in Holzminden wird mit einem hohen Standard verbunden. Die herrvorragende Zusammenarbeit der drei Teams der künstlerischen, technischen und der organisatorischen Leitung führen weit über die Landesgrenzen hinaus bei den Gruppen und Besuchern zu großer Anerkennung. Die Teams organisieren das Festival mit Herzblut und versuchen alles möglich zu machen.

Corona und Straßentheater?

Aber wie sieht es im nächsten Jahr aus. Die Corona-Pandemie geht auch nicht spurlos an den Planungen für das 16. Internationale Straßentheater Festival im Jahr 2021 vorbei. Heike Leupold erzählt, dass die Bewerbungen noch bis zum 01. November angenommen werden und im Anschluss die heiße Phase der Auswahl beginne. Bei der Auswahl der circa 180 Bewerbungen entscheiden sich die künstlerische Leitung des Kulturbüros Ruppert, die Projektleitung und technische Leitung aus Hannover für die Gruppen. Es soll nicht immer nur Mainstream und schön sein. Außergewöhnliche Programme, Geschichten, Deutschlandpremieren und Uraufführungen seien hier gerne gesehen. Natürlich müssen die Shows der Gruppen in Holzminden realisierbar sein, weshalb zunächst die Umsetzung geprüft werde. Ist das in Holzminden räumlich, technisch und finanziell umsetzbar, setzen sich die Planer mit den Gruppen zusammen. Weitere Auswahlkriterien sind der Inhalt, die Innovation und der Anspruch des Programms.

Speziell bei Corona ist die Projektleitung auf die innovativen und überraschenden Ideen gespannt. Das erforderliche Umdenken durch die Pandemie habe sicherlich die Kreativität für die Auftritte bei den Künstlern angeregt, erhofft sich Leupold. Alles sei möglich, auch digital. Leupold und ihr Team stehen dem Festival 2021 positiv gegenüber und sind offen für die Vorschläge der Künstler. „Es wird bestimmt neue Arten von Kunst geben“, so die Projektleiterin.

 

Foto: HolzmindenLiebe